Fehlende Zwischenlinien und verlorene zweite Bälle – Spielanalyse BMG-M05

Die Borussia verlor am 25. Spieltag der Fussball Bundesliga ihr Heimspiel gegen den FSV Mainz 05, der nun auf Platz 3 der Tabelle steht. Auch wenn das Ergebnis mit 1:3 relativ deutlich wirkt, war es lange Zeit ein ausgeglichenes Spiel, in dem das Momentum auf beide Seiten hätte kippen können. Die Fohlen hatten hierbei (wie so oft) eine gute Phase im Spiel und leider auch eine weniger gute. Die Mainzer hingegen wirkten über 90 Minuten extrem stabil und boten wenig an, wenngleich sie auch nicht Chance um Chance herausspielen konnten.

Gladbach muss mehrfach umstellen

Nachdem zuletzt Tiago Pereira Cardoso den gesperrten Jonas Omlin Heidenheim vertreten hatte, rückte dieser zurück zwischen die Pfosten. Desweiteren musste Gerardo Seoane die gesperrten Joe Scally und Ko Itakura ersetzen. Hierfür wählte er mit Stefan Lainer und Marvin Friedrich die erwartbaren Optionen, während er Alessane Plea erneut durch Kevin Stöger tauschte. Bei den Gästen aus Mainz brachte Trainer Bo Henriksson den zuletzt gesperrten Kohr für Hanche-Olsen in die ansonsten unveränderte Startelf, die in der Vorwoche bereits überzeugend bei RB Leipzig gewinnen konnte.

Nominell ergab sich somit ein 4-2-3-1 bei der Borussia, was gegen den Ball zum gewohnten 4-4-2 wurde, während die Mainzer im Ballbesitz aus einem 3-4-2-1 und gegen den Ball meist im 5-4-1 agierten. Auffällig war erneut, dass die Borussia gegen den Ball eine Mischung aus hohem Anlaufen im Mann-Gegen-Mann-Zuordnung und teils kompaktem Mittelfeldblock wählte. Die Mainzer agierten gewohnt im Mann-Gegen-Mann-Pressing und lockten die Borussia oft in den Aufbau über Marvin Friedrich und Stefan Lainer oder erlaubten das Spiel über Jonas Omlin, der insgesamt 30(!!) lange Bälle spielte. Hier war oft Tim Kleindienst der Zielspieler, den die Mainzer in Person von Moritz Jenz jedoch nahezu komplett aus dem Spiel nahmen in diesen Situationen.

Um den Block statt in den Druck

Die beste Phase der Borussia war kurz vor dem Führungstreffer der Mainzer. Hierbei waren die Gladbacher zwar sehr feldüberlegen und verlagerten das Spiel zunehmend in die Hälfte der Mainzer, jedoch ohne so richtig Druck aufbauen zu können. Dies lag vor allem daran, dass die Gäste extrem kontrolliert verteidigten. Im eben bereits angesprochenen 5-4-1 war es ihnen egal, dass die Borussia in dieser Phase den Ballbesitz kontrollierte, da sie die gefährlichen Zonen meist so verdichteten, dass Gladbach durch die Mitte kaum Gefahr entfachen konnte.

Im oberen Bild zeigt sich hierbei, warum Borussia den kompakten Mainzer Block kaum in Bewegung bekam, um Räume zu öffnen, die sie dann hätten bespielen können. Während die Gastgeber im Spielaufbau durch Elvedi mutig andribbelten, fehlten die Optionen zwischen den Linien. Einzig Stöger befindet sich zwischen den eng gestaffelten Mainzer Ketten. Somit bekommt Borussia nur Optionen, zu verlagern über Sander, Weigl und Friedrich. Doch auch dies dauerte dann oft so lange, dass Mainz verschieben konnte und die ballnahe Seite wieder zu schließen.

Selten gelang es der Borussia in den markierten Raum zu spielen, um Mainz dazu zu zwingen, in das Verteidigen mit Blick Richtung eigenes Tor agieren zu müssen. Auch wenn Borussia stets (zurecht) um eine gute Restverteidigung bedacht war mit mindestens einem Sechser und beiden Innenverteidigern, versuchten die Fohlen immer mal wieder durch das Wechselspiel Lainer oder Ulrich im Halbraum die Flügel zu öffnen und gleichzeitig darauf zu schielen, einen der beiden genannten zwischen den Linien der Mainzer zu finden. In Minute 26 gelang dieses seltene Bild den Fohlen und Lainer konnte mit Tempo auf die Fünferkette der Gäste andribbeln.

Durch dieses Muster bot sich den Fohlen immer mal wieder die Möglichkeit mithilfe eines Balles über den Flügel und anschließendem Klatschball ins Zentrum, eine Mainzer Linie zu überspiele, jedoch waren sie dafür oft zu unsauber und kamen selten in die Zwischenräume. Zudem waren die Mainzer Halbverteidiger Kohr und Da Costa extrem wach im Rausverteidigen auf diesen tiefen Ball in den Rücken des jeweiligen Wingbacks der Gäste.

Gladbacher Abstände zu groß

Im Mainzer Aufbauspiel versuchten die Fohlen immer mal wieder, diese durch hohes Anlaufen zu stören. Mainz ließ sich davon jedoch nicht beirren und überspielte die erste Angriffslinie der Borussia. Auch wenn diese Zuspiele nur selten einen Abnehmer fanden aufgrund der Größenvorteile in Gladbachs Hintermannschaft, führte diese Mittel dennoch oft genug zu Mainzer Ballbesitz, da die Borussia keine gute Staffelung auf zweite Bälle hatten, die somit oft vom Mainzer Zentrum rund um Amiri, Nebel, Lee und Sano aufgesammelt werden konnten.

Die Borussia verlor somit ein wenig den Faden, nachdem sie vor der Pause besser in dieser Staffelung war. Ein Bild, wie das obere, mit 5 Mainzer Spielen im Mittelfeld-Loch von Gladbachs Sechsern und Stürmern. So resultierte unter anderem der Freistoß vor dem zwischenzeitlichen 0:2 aus einer solchen Situation, wo die Borussia zunächst überspielt wird und dann in Person von Stöger zu spät in den Zweikampf kommt und das Foul zieht.

Tore zum falschen Zeitpunkt

In Minute 39 wird wie Gladbacher Drangphase durch den Führungstreffer der Mainzer gestoppt. Wenngleich das Tor in letzter Konsequenz durchaus glücklich fällt, ist die Entstehung dessen auf eine Unaufmerksamkeit der Borussia zurückzuführen. Während Sander und Weigl immer wieder versuchten, das Zentrum zu schließen und die Mainzer dazu zu zwingen, über den Flügel attackieren zu müssen und nicht direkt in die Halbspur über Lee und Nebel zu kommen, konterte Mainz diesem Move genau einmal mit Sano. Dieser überlud nach einem vorangegangenen Luftzweikampf die rechte Gladbacher Verteidigungseite im Rücken von Sander. Die Borussen schaffte es in dieser Szene nicht wirklich Druck auf den Ball zu bekommen, beziehungsweise kamen sie oft einen Schritt zu spät. Zunächst ist Stöger zu spät gegen Kohr, dann Lainer und Ngoumou zu spät auf Mwene schießen. Sander wird von Lee rausgezogen, um in seinem Rücken Sano finden zu können. Zu allem Überfluss rutscht Philipp Sander aus und das Unheil seinen Lauf.

Auch das zweite Mainzer Tor fällt nach dem eben angesprochenen unnötigen Freistoß, bei dem die Fohlen auf den zweiten Ball nicht gut genug gestaffelt waren. In der Folge gewinnt Kohr das Duell gegen Jonas Omlin im Nachsetzen und erhöht auf 0:2. Auch wenn die Partie in der Folge ein wenig abflacht, ist Mainz auch nach dem Anschlusstreffer der Borussia erneut mit der passenden Antwort durch Amiris tollen Distanzschuss 4 Minuten später zur Stelle. Auch wenn dieses Spiel zu keinem Zeitpunkt verloren schien für die Borussia, machte Mainz in seinem Spiel kaum bis keine Fehler.

Mainzer Muster im Anlaufen drängt Gladbach zurück

Die Fohlen wechselten in ihrem Aufbau immer wieder zwischen einem 3-1 und 4-2. Die Mainzer hatten jedoch, wie bereits anfangs erwähnt, kein Problem damit, den Fohlen den Ballbesitz zu überlassen, da sie sich immer wieder aus einer potenziellen Druckphase zu befreien wussten. Während Gladbach zunehmend bessere Positionierungen im Zwischenraum fanden, schafften sie es kaum, diese zu bespielen, da sie zu statisch agierten. Kaum gegenläufige Bewegungen und zu langsame Ballzirkulation ließen zu, dass Mainz es vorbereiteten konnte, aus einem tiefen Block die Fohlen im hohen Ballbesitz dazu zu zwingen, den Umweg über Jonas Omlin gehen zu müssen und komplett neu aufzubauen.

Zwischen den beiden Bildern liegen 8 Sekunden. Während Stöger, Ngoumou, Sander, Weigl und Kleindienst sich kaum bewegt haben, zeigt Mainz ihre Disziplin in den eigenen Abläufen. Amiri presst Robin Hack und zwingt ihn den Rückpass in Richtung Weigl zu nehmen, daraufhin schiebt Mainz nach und attackiert die letzte Gladbacher Linie, die ähnlich wie das restliche Team in der identischen Anordnung steht. Zwei clevere Bogenläufe von Amiri und Nebel sorgen dafür, dass Friedrich nach Weigls Querpass nur den Exit über Jonas Omlin nehmen kann. Mainz kann somit wieder raus rücken und Gladbach muss sich erneut eine hohe Feldposition erarbeiten.

Fazit: Mainz zu abgeklärt für sich entwickelnde Fohlen

Dieses Spiel am 25. Spieltag hat der Borussia schonungslos aufgezeigt, woran es ihr noch mangelt und das ist vor allem Abgezocktheit und Cleverness. Die Mainzer machten in dieser Partie kaum Fehler gegen den Ball, waren diszipliniert und hatten das nötige Spielglück, indem sie die wichtigen Tore zur richtigen Zeit erzielten. Die Borussia hätte in der Phase vor der Pause durchaus in Führung gehen können, jedoch konnte sie vor allem nach dem 0:2 zu wenig zwingende Situationen erzeugen, da Mainz es immer wieder schaffte, sie vom eigenen Tor wegzudrücken. Die Mainzer zeigten sich am Ende insofern abgeklärt, als dass sie einen der einzigen Fehler der Borussia in der ersten Hälfte zur Führung nutzen und sie danach kontrollierten ohne sie zu dominieren. Sie bestimmten phasenweise, was die Fohlen machen durften und was nicht, eine enorm starke Leistung, wie man am Ende nur anerkennen kann.

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