Den 3:0-Sieg von Borussia gegen das damalige „Vize-Schlusslicht“ aus Bochum hatten wir bei BorussiaXplained Ende Januar zum Anlass genommen, ein Modell zu entwickeln, mit dem sich die in der Bundesliga errungenen Punkte ein wenig in ihrem Wert bemessen ließen und einen Artikel über „billige Punkte“ veröffentlicht.
Immerhin hatte Borussia zum damaligen Zeitpunkt keins der Spiele gegen einen Gegner oberhalb von Platz 9 gewinnen können und dafür beinahe eine makellose Bilanz gegen sämtliche Gegner der unteren Tabellenhälfte. Das Thema war dann durch Borussias überraschenden Sieg in Stuttgart, einen guten Punkt gegen den Tabellendritten aus Frankfurt sowie eine bemerkenswerte Auswärtsserie Borussias etwas in Vergessenheit geraten.
Die letzten beiden Spiele Borussias eignen sich nun aber wieder als guter Nährboden für eine Neuaufnahme der Beobachtungen in dieser Sache: wie über-, bzw. unterdurchschnittlich hängen Borussias Ergebnisse in dieser Saison von der Spielstärke des Gegners ab? Immerhin gelang am vorletzten Wochenende ein absolut dominanter und überzeugender Sieg beim neuen Schlusslicht aus Heidenheim, während der neue, sehr formstarke Tabellendritte aus Mainz Borussia im Heimspiel am Freitag kaum eine Torchance gewähren wollte.
10-0-0 gegen Platz 12-18, 1-4-10 gegen den Rest
Nachdem auch die Rheinische Post Borussia am Wochenende ein „Oben-unten-Problem“ attestierte und diese Beobachtung bemerkenswert gut belegen konnte (eine Bilanz von 10-0-0 gegen die Plätze 12-18, dagegen 1-4-10 gegen alle anderen), bemühten wir noch mal ein Update unserer „gewichteten Bundesliga-Tabelle“ aus dem Januar.
Siehe da: trotz der vier Punkte gegen die beiden zum Zeitpunkt des jeweiligen Aufeinandertreffens sehr weit vorne platzierten Spitzenteams von Stuttgart und Frankfurt ist Borussia auch zur Mitte der Rückrunde noch einer der größten Profiteure von Siegen gegen kleinere Gegner. Würden die in der Bundesliga errungenen Punkte wie in der unten stehenden Grafik nach der Tabellenplatzierung des Gegners gewichtet (2,25 Punkte für Sieg gegen Platz 18, für einen Sieg gegen Platz 1 dagegen 4,5 Punkte) dann würde nur Wolfsburg noch marginal stärker zurückgestuft als Borussia.

Natürlich ist das Ganze nur eine Spielerei und kein Grund, Borussias bislang absolut stabile Saison herabzuwürdigen oder geringzuschätzen. Trotzdem zeigen Rechenspiele wie dieses ebenso wie das eindeutige Spiel am Freitag klar auf, was Borussia 2024/2025 noch nicht ist: ein wirkliches Spitzenteam, das sich flexibel an Spielphasen und Varianten eines spielerisch reifen Gegners anpassen kann ohne dabei selbst in Probleme zu geraten.
Fast fehlerfreie Mainzer zeigen Borussia die Grenzen auf
So gelang es Borussia am Freitag nicht, aus der stärksten eigenen Phase im Spiel (Mitte der ersten Hälfte) mit einigen aufeinanderfolgenden Ballgewinnen in der gegnerischen Hälfte Profit zu schlagen. Zudem war Borussia in dem Heimspiel nach dem unglücklichen Rückstand auch nicht mehr in der Lage, das Momentum des Spiels gegen den enorm kompakten Mainzer Block noch einmal entscheidend zu verändern – genau das wäre für Borussias sehr phasenabhängiges Spiel jedoch ganz entscheidend gewesen.
Sicherlich könnte man nun auch argumentieren, dass die enorm fehlerarme, beinahe fehlerfreie Mainzer Mannschaft (die beste Defensive der letzten 20 Bundesliga-Spiele mit nur 16 Gegentreffern!) ihren Anteil an Borussias relativ zahnlosem Anrennen im zweiten Durchgang hatte. Selbst in hektischen Momenten, guten Doppelpassmomenten Borussias mit erstem Raumgewinn oder unter hohem Druck behielt Mainz stets die Ordnung und die Raumzuteilung bestmöglich im Blick. Aktuell ist das ein beinahe fehlerfreies Gebilde.
Trotzdem muss man festhalten: ein wirkliches Spitzenteam müsste – insbesondere in einem Heimspiel – doch in der Lage sein, in dieser Konstellation wenigstens mehr Gefahr und etwas mehr Momentum aufzubauen, als Borussia das in Hälfte zwei am Freitag konnte. So bleibt für den Moment das Gefühl, das sich aktuell auch durch Zahlen ganz gut backen lässt: Borussia ist für ganz oben (noch) nicht gut genug. Aber für weiter unten eben auch deutlich zu gut. Und das ist nach der letzten Saison weiterhin eine schöne Erkenntnis.


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