Laut verschiedenen Medienberichten ist Borussia Mönchengladbach einer der drei Vereine, die sich stark für den Stürmer Igor Matanović interessieren. Der SC Freiburg und Werder Bremen seien die anderen beiden Bundesligisten, die Interesse hegen. Bei Gladbach könnte Matanović den verletzten Nationalspieler Tim Kleindienst ersetzen. Der 29-Jährige verletzte sich schwer und könnte bis zum Jahreswechsel ausfallen. Dementsprechend macht das Transfergerücht Sinn, denn: Eine mögliche Leihe wäre für Borussia vermutlich finanziell zu stemmen. Darauf folgt, dass Matanović ein Spielertyp ist, der eine gewisse Ähnlichkeit zu Kleindienst bietet – jedoch auch ein anderes Spiel in spezifischen Bereichen mit sich bringt.
Mehr dazu hier – von Deniz Güler.
Spielertyp: Klassischer Wandspieler
Matanović ist ein klassischer Mittelstürmer mit physischem Profil. Mit 1,94 m Körpergröße und robuster Statur bringt er ideale Voraussetzungen für das Spiel mit dem Rücken zum Tor mit. Seine Rolle interpretiert er bewusst statisch: Er positioniert sich im Zentrum, bindet Verteidiger und öffnet dadurch Räume für seine Mitspieler. In Systemen, die auf Positionsspiel und gezielte Raumöffnung angewiesen sind, kann dieses Verhalten einen strukturellen Mehrwert darstellen.
Allerdings ist diese Spielweise sehr berechenbar. Die geringe Positionsdynamik schränkt die Kombinationsmöglichkeiten im Ballbesitzspiel ein. Tiefenläufe oder ein Ausweichen in freie Räume erfolgen selten. Gegner können sich relativ schnell auf seine Rolle einstellen, was die Variabilität des Offensivspiels reduziert.
Vergleicht man ihn hier erstmals mit Kleindienst fällt gegenüber seiner Heatmap auf, dass der deutsche Nationalspieler eine deutlich höhere Aktivität in seinem Spiel aufweist und dadurch in mehreren Räumen stärkere Anbindungen forciert.


Technische Fähigkeiten
Matanović weist im technischen Bereich klare Schwächen auf. Der erste Kontakt ist häufig unsauber, was gerade in engen Räumen zu Ballverlusten führt. Auch im Passspiel fehlt es an Präzision – dadurch sind kleinräumige Passkombinationen unter Druck kaum möglich.
Diese Defizite können in klassischen Aufbauphasen limitierend wirken; Gleichzeitig beweist er jedoch, dass sein Ablagenspiel im direkten Zweikampf mit Gegenspieler im Rücken in Ordnung ist. Für Borussia Mönchengladbach ist diese Komponente von Bedeutung, denn wir wissen: Der lange Ball im frühen Aufbau spielt unter Gerardo Seoane eine essenzielle Rolle. Dieser Aufgabe kann er gerecht werden.
Pressingverhalten
Im Pressing agiert Matanović nicht mit dieser unfassbar hohen Intensität, wie zum Beispiel Tim Kleindienst – er zeigt jedoch ein gutes taktisches Verständnis. Er orientiert sich an Pressingwinkeln, stellt Passwege zu und nutzt seinen Deckungsschatten wirkungsvoll. Insbesondere das mannorientierte Verteidigen gegen Sechser oder das gezielte Leiten gegnerischer Aufbauspieler auf eine Seite gehören zu seinen Stärken.
Gleichzeitig fehlt ihm die Explosivität, um dauerhaft in höheren Pressingzonen Wirkung zu entfalten. Für Systeme, die auf schnelles, hohes Anlaufen setzen, bringt er nicht das nötige Antrittstempo mit. In einem tieferen, blockbasierten Pressing ist er hingegen deutlich besser aufgehoben.
Umschaltspiel und Abschlussstärke
Nach Ballgewinnen zeigt Matanović ein klares Verständnis für Tiefenläufe. Er erkennt Lücken zwischen den Innenverteidigern früh und startet gezielt in diese Räume. Dabei sucht er nicht den Ballbesitz, sondern die Abschlussposition. Als Zielspieler in einem strukturierten Umschaltspiel ist er sofort anspielbar und gefährlich.
Im Strafraum ist seine Abschlussqualität hervorzuheben. Alle 14 Ligatore der Saison erzielte er im Sechzehner – mit beiden Füßen und per Kopf. Seine linke Seite – eigentlich schwächer – brachte sowohl technisch anspruchsvolle als auch kraftvolle Abschlüsse hervor.
Mit dem rechten Fuß nutzt er klassisch die kurze oder lange Ecke, teils mit Innenseite, teils mit Vollspann.
Auch im Kopfballspiel verfügt er über gute Platzierung und überzeugt mit seiner Sprungkraft. In Kombination seiner Körperlänge ist das ein spannendes Gesamtpaket.
Seine Abschlussquote aus der Saison 23/24 beim Karlsruher Sport-Club (xG: 0,43 / Torquote ohne Elfmeter: 0,50 Tore pro 90 Minuten) unterstreicht die Effizienz seines Abschlussverhaltens.
Wandspielerqualitäten im Positionsspiel
Einerseits ist der 1,94m lange Stürmer eine Macht in der Luft; denn durch seine Sprungkraft und seiner Physis kann er Gegenspieler im Rücken kontrollieren und viele Bälle in der Luft weiterleiten.
Andererseits ist Matanović im Zentrum besonders dann effektiv, wenn er als Wandspieler eingebunden wird. Dank seiner körperlichen Präsenz kann er unter Druck Bälle sichern und gegnerische Verteidiger binden. In Kombination mit klugen Nachrückbewegungen aus dem Mittelfeld kann er dabei Räume für die zweite Linie schaffen. Seine Ablagen und Klatschbälle profitieren allerdings von seinem begrenzten Passspiel – hier entscheidet die Einbindung im System über den Erfolg.
Vergleich mit Tim Kleindienst: Was könnte BMG von Matanović erwarten? – Fazit
Um einen datenbasierten Vergleich mit Kleindienst sinnvoll zu ergänzen, habe ich hierzu seine Datenlage aus der Saison 23/24 unter Trainer Christian Eichner beim KSC herangezogen. Das macht aus mehreren Gründen Sinn: Einerseits konnte Matanović in der genannten Saison deutlich mehr Spielminuten sammeln als bei der Eintracht 24/25. Andererseits hat der KSC eine eher vergleichbare Spielanlage mit Borussia Mönchengladbach, als es Eintracht Frankfurt hat. Beispielsweise schlug die SGE die zweitwenigsten Flanken der abgelaufenen Saison, während sich Gladbach dahingehend in der oberen Tabellenhälfte befindet. Der KSC schlug 23/24 die meisten Flanken aller genannten Teams und belegte im Liga-Ranking den dritten Rang.
| KSC 23/24 | Frankfurt 24/25 | BMG 24/25 | |
| Flanken | 16,4 (Pl. 3) | 11,9 (Pl. 17) | 14,3 (Pl. 8) |
| Touches in Box | 20,9 (Pl. 2) | 19,7 (Pl. 5) | 16,4 (Pl. 11) |
| Anzahl Pässe | 414 (Pl. 6) | 421 (Pl. 8) | 431 (Pl. 6) |
| Lange Pässe | 51,3 (Pl. 1) | 40,8 (Pl. 13) | 47,6 (Pl. 3) |
| Ballbesitz | 50,2 (Pl. 9) | 49,2 (Pl. 7) | 48,6 (Pl. 11) |
| Anzahl Tore | 68 (Pl. 3) | 68 (Pl. 4) | 55 (Pl. 8) |
Matanović ist ein physischer Zielspieler mit klar definierten Stärken im Strafraum und in großen Teilen im Umschaltspiel. Seine limitierten technischen Fähigkeiten und die geringe Dynamik im Bewegungsspiel schränken seine Einsatzmöglichkeiten in hochstrukturierter oder in pressingintensiver Spielweise ein. In klaren Rollenzuweisungen – etwa als Wandspieler im Zentrum mit flankierenden, dynamischen Mitspielern – kann er jedoch wertvoll sein. Im Vergleich zu Kleindienst gewinnt die Borussia also mehr Wandqualitäten, denn in der vergangenen Saison fiel auf, dass dieser selten lange Bälle fest machte.
Andererseits würde die Borussia mit Matanović mehr Tiefenläufe verlieren. Kleindienst´ höhere Aktivität schaffte deutlich mehr direkte Tiefe hinter die Kette – sodass Pässe in dessen Lauf gespielt werden konnten. Matanović benötigt diese Bälle vor der Abwehrkette des Gegners – und mit Gesicht zum eigenen Tor.
Nicht zu unterschätzen ist allerdings ihre Fähigkeit und Leidensdisziplin bei der Verteidigung defensiver Standards. Beide Stürmer fielen dahingehend positiv auf, indem sie viele Standardhereingaben vorzeitig mit Kopfbällen klären konnten. Dass die Borussia lange Zeit der abgelaufenen Saison defensiv in den Standards in sämtlichen Werten stark abschnitt, lag vor allem an Tim Kleindienst. Diese Fähigkeiten bewies Matanović in der Videoanalyse ebenso.
Die meisten Berührungspunkte haben beide in ihrem Spiel im gegnerischen Sechzehner – denn dort beweisen sie ihre Abschlussstärke. Der eine schießt viele Tore nach Flanken per Kopf, der andere schloss 23/24 ebenfalls alle seine Tore im Sechzehner ab – jedoch nicht ganz so klassisch, wie Kleindienst – sondern vermehrt über den flachen Abschluss oder den Volley nach halbhoher Flanke.
| Werte je 90´ – Liga + Pokal | Matanovic 23/24 | Kleindienst 24/25 |
| Tore ohne Elfmeter | 0.5 | 0.46 |
| Tore (insgesamt) | 14 | 18 |
| xG | 0.43 | 0.39 |
| Schüsse | 2.4 | 2.2 |
| Schüsse aufs Tor in % | 49.3 | 53.6 |
| Torverwertung in % | 20.9 | 21.4 |
| Assists (insgesamt) | 6 | 7 |
| xA | 0.11 | 0.09 |
| Offensive Zweikämpfe | 9.9 | 6.1 |
| Offensive ZK gewonnen in % | 33.5 | 27.7 |
| Ballkontakte im Strafraum | 4.2 | 3.8 |
Die Daten beweisen, wie ähnlich sich beide sind, weil sie im gegnerischen Sechzehner zum Abschluss kommen wollen. Durch ihre Körperstatur sind sie für ein ähnliches Spiel gemacht; Detail-Unterschiede sind also eher in der Athletik und Physis zu erkennen, die ihr Spiel etwas statischer, bzw. eben aktiver gestalten.
Für Borussia kann dieses Transfergeschäft lukrativ sein:
Mit einem 22-Jährigen Stürmer könnten die Fohlen einen Spieler dazu gewinnen, der sicherlich noch entwicklungsbedarf hat und somit Marktwertpotenzial mitbringt. Darauf folgt, dass eine Leihe finanziell vermutlich stemmbar wäre. Eine mögliche Kaufoption wäre für Gladbach ein attraktiver Bonus – in einem Transfergeschäft ohne viele Risiken. Im besten Fall entwickelt die Borussia also einen Stürmer, der kurzfristig und unmittelbar liefern muss, mittelfristig jedoch einen möglichen fixen Kleindienst-Abgang kompensiert, sodass man den Nachfolger bereits mit dem Kader und der Spielweise vertraut gemacht hat.
Eine Analyse von @denizguelr.



Hinterlasse einen Kommentar