Gladbach gegen Frankfurt – Europa-Cup-Ambitionen gegen Europa-Cup-Ambitionen, Seoane gegen Toppmöller. In einem für beide extrem wichtigen Spiel trennten sich beide Teams mit einem 1:1-Unentschieden. Eine Analyse.
Die Grundformationen

Die Borussia aus Mönchengladbach hatte vor der Partie gegen die Eintracht zuletzt zwei Siege in Folge eingefahren – dementsprechend groß war der Druck, diese Serie gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um die europäischen Plätze fortzusetzen. Seoane musste verletzungsbedingt auf zwei Positionen wechseln, da Elvedi und Sander aufgrund eines Infekts ausfielen. Dafür rückten Friedrich als rechter Innenverteidiger und Neuhaus als rechter Zentrumsspieler in die Startelf. Ansonsten agierte Gladbach aus einer 4-2-3-1-Grundordnung.
Dino Toppmöller setzte auf der anderen Seite auf ein 4-4-2. Im Tor stand wie gewohnt Kevin Trapp, davor bildeten Brown und Kristensen die Außenverteidigung, während Theate und Tuta das Innenverteidiger-Duo stellten. Auf der Doppelsechs agierten Larsson und Skhiri, während Götze und Knauff die Flügel besetzten. Im Sturm lief neben Shootingstar Ekitike direkt Neuzugang und Bundesliga-Rückkehrer Batshuayi auf.
Frankfurt sucht das 4-4-2-Angriffspressing
Toppmöller ließ seine Elf – passend zur Grundformation – auch im Angriffspressing aus einem 4-4-2 anlaufen. Wie so oft in dieser Systematik ging es darum, den Gegner durch die bogenläufigen Bewegungen der Stürmer in die Breite zu lenken, um dort den Zugriff herzustellen.
Batshuayi und Ekitike leiteten das Pressing also meist auf eine Seite – um die ballferne Seite zu isolieren. Meist spielte Itakura den Ball beim Abstoß auf Nicolas, danach hatte häufig Ekitike die Aufgabe des Bogenlaufs und setzte sie technisch sauber um. Oft scheitert der isolierende Bogenlauf in solchen Systemen daran, dass der Laufweg auf den Torspieler zu weitläufig ist und der gewünschte Isolierungseffekt nicht vollständig eintritt – doch Frankfurt setzte dies effektiv um.
Interessant war jedoch, dass das Zusammenspiel der beiden Stürmer noch nicht ganz abgestimmt wirkte. In einigen Szenen löste Batshuayi das Pressing über den Bogenlauf aus, doch Etikite bewegte sich nicht konsequent genug auf Friedrich zu. Dadurch wurde der anschließende Pressingweg des Franzosen auf den Innenverteidiger zu groß, sodass Gladbach situativ über diesen offenen Passweg ins Spiel fand.
Generell war auffällig, dass Frankfurt zunächst große Pressingwege in Kauf nahm. Auch Götze und Knauff, die Außenspieler der zweiten Pressinglinie, starteten aus einer halbräumigen und etwas tieferen Grundposition. Sie verschoben relativ spät in Richtung Scally und Ullrich, sodass ihre Pressingwege oft lang waren. Zudem ergab sich durch ihre halbräumige Ausgangsposition ein diagonaler Pressingwinkel, wodurch perspektivisch der Pass auf Ngoumou oder Hack in der Breite möglich blieb.
Im Zentrum agierten Larsson und Skhiri mit einer extrem engen Mannorientierung auf die Borussen-Weigl und Neuhaus auf der Doppelsechs, um ein Anspiel von Nicolas dorthin konsequent zu unterbinden.

Theate vermiest Stögers Bewegungen
Relativ schnell wurde klar, wie Borussia diese Systematik aus einem 2-4-1-3 für sich nutzen wollte. Neuhaus und Weigl postierten sich besonders tief, um den Zwischenlinienraum zwischen dem Frankfurter Mittelfeld und der Abwehrkette maximal zu vergrößern.
Diesen Raum sollte Kevin Stöger im tiefen Aufbau nahezu permanent besetzen, um für lange Bälle in den Zwischenlinienraum anspielbar zu sein. Der Plan war grundsätzlich gut durchdacht, doch die Eintracht reagierte darauf direkt und unbeeindruckt: Theate verteidigte beim Gladbacher Abstoß konsequent „auf Sprung“ und rückte extrem aggressiv heraus, sobald Stöger tatsächlich den Ball erhielt. Dadurch konnte der Belgier mehrfach ein Aufdrehen von Stöger verhindern und somit eine Progression aus diesem Muster unterbinden.
Neben dem konsequenten Herausrücken von Theate zeigte sich ein weiteres Kernproblem: Durch die tiefe Positionierung von Neuhaus und Weigl fehlten die nachschiebenden Bewegungen aus dem Zentrum, die Stöger entlasten konnten. Gleichzeitig standen die Flügelspieler Hack und Ngoumou zu hoch, sodass es an drucklösenden Optionen mangelte, die kein direktes Aufdrehen erforderten.
Möglicherweise wäre eine Rotation zwischen Kleindienst und Stöger in diesen Szenen effektiver gewesen. Das mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, doch Kleindienst bringt deutlich mehr Kopfballstärke mit, während Stöger direkt in die Tiefe hätte starten können – um für eine Weiterleitung per Kopfball von Kleindienst anspielbar zu sein. Zudem hätte es geholfen, wenn das zentrale Pärchen nicht so tief agiert hätte – was er tat, um diagonal für Nicolas erreichbar zu sein – wie Stöger es zeitweise tat. Dadurch wäre die Tiefe besser über den langen Ball angreifbar gewesen.
Allgemein hätte man von Beginn an durchaus eine flachere Zirkulation um den Gegnerblock herum anstreben können. Gerade die teils noch etwas unabgestimmten Bewegungen des Doppelstürmers der Eintracht hätten dies durchaus zugelassen. Zudem wäre der weite Pressingweg von Götze auf Scally eine Einladung gewesen, über Scally den Weg in die Breite zu suchen. Gerade Ngoumou hätte man über sein Tempo auf diesem Weg auch in die Tiefe bekommen können.
Zu Mitte der ersten Halbzeit zeigten sich zunehmend enge Pärchenbildungen von Kleindienst und Ngoumou auf der rechten Seite, um Kleindienst ins Luftduell zu schicken und Ngoumou direkt in die Tiefe zu bringen. Das Kernproblem lag jedoch darin, dass die Innenverteidiger der Eintracht diese Läufe eng begleiteten und in den Kopfballduellen schlichtweg überlegen waren. Durch den tiefen 2-4-Aufbau fehlte zudem oft die unmittelbare Besetzung des Raums um dieses Pärchen herum, wodurch einige zweite Bälle verloren gingen. Ein schnelleres Nachschieben hätte hier möglicherweise für eine bessere Absicherung und Verwertung der Ablagen sorgen können.
Neuhaus „pinnt“ Weigl frei
Im Mittelfeldpressing agierte Frankfurt hingegen nicht mehr aus einem 4-4-2, sondern durch das tiefere Agieren von Knauff aus einem 5-3-2 heraus.
Auch die Borussia änderte im höheren Aufbau ihre Systematik von einem 2-4-1-3 auf ein 3-3-1-3, in welchem Julian Weigl als mittlerer Innenverteidiger einer Dreierlinie agierte und dafür Friedrich und Itakura deutlich breiter agieren konnten. Über diese Breite war nun, aufgrund des diagonalen Pressingwinkels der Stürmer von Frankfurt, der Pass in die Breite noch deutlich leichter zu spielen.
Hier platzierte Gladbach zunächst die eingerückten Außenverteidiger Ullrich und Scally, die sich dann aufdrehen sollten, um entweder den ballnah bewegenden Stöger oder Hack in der vollen Breite in Szene zu setzen.

Das Problem der Gladbacher lag nur – wie schon die Spiele zuvor – oft darin, dass man das Spiel in den Druck auf bspw. Stöger oft mied, was aber gegen enge Mannorientierungen wie bei Eintracht Frankfurt schlichtweg notwendig ist. Auch in die Breite auf die Flügelspieler spielte man kaum, denn Knauff wie auch Brown antizipierten sehr gut und verschoben extrem schnell auf die Flügelspieler der Borussia, wodurch diese nie für das Suchen eines 1v1-Duells angespielt wurden.
Besonders Ekitike orientierte sich beim Ball in der linken Breite in den ersten Muster dauerhaft an Weigl, um praktisch darüber die ballferne Seite zu isolieren. Dadurch konnte man den abgekippten Sechser situativ gut aus dem Aufbauspiel isolieren.
Interessant war aber auch, dass sich Achter Neuhaus infolge dieser Muster immer wieder aus dem Mittelfeld herauslöste und sich bewusst zwischen Ekitike und Batshuayi positionierte, um diese eng zu binden. Dadurch verlängerte sich einerseits deren Pressingweg auf die Innenverteidiger Itakura und Friedrich, andererseits wurde Ekitike beim Ballspiel auf der linken Seite immer wieder gebunden, wodurch Weigl aus der Isolierung befreit wurde. Dadurch war mehrmals eine zentrale Spieleröffnung über Weigl möglich.
Allgemein zeigte sich bei Borussia Mönchengladbach ein wiederkehrendes Problem in diesen Strukturen: Tiefe Flügelverteidiger bieten gegen ein kompaktes System wie das der Eintracht eigentlich immer eine Anspielstation in der Breite. Doch diese Kompaktheit bedeutet gleichzeitig, dass Frankfurt überall mit diagonalen Pressingwinkeln arbeitete – wodurch der Passweg ins Zentrum konsequent geschlossen blieb und der Ball weiter nach außen gelenkt wurde.
So drängte man die Borussia immer wieder in isolierte 1v1-Situationen auf den Flügeln, die weder Hack noch Ngoumou aktiv gegen Brown und Knauff suchen wollten. Dadurch musste Gladbach wiederholt die Angriffsabläufe abbrechen, das Tempo herausnehmen und auf Rückpässe zurückgreifen.
Übergaben provozieren = Zwischenräume schaffen (?)
Dementsprechend wurde relativ schnell klar, dass die Fohlenelf alternative Wege aus dem höheren Aufbau finden musste, um nicht permanent nach außen abgedrängt zu werden.

Eine davon war, dass Ullrich fortan immer wieder in die volle Breite schob und sogar die letzte Linie besetzte, während Hack einrückte. Der Effekt: Knauff musste Ullrich übernehmen, während Hack immer wieder zwischen Larsson und Kristensen schwirrte, um dort Übergabeprobleme zu erzeugen.
Durch die Positionierung von Neuhaus zwischen Ekitike und Batshuayi ergaben sich zudem längere Pressingwege für die beiden Stürmer auf die andribbelnden Innenverteidiger. Das spielte auch in diese Muster hinein, da besonders Itakura immer wieder so weit andribbeln konnte, dass er Hack direkt im Durchschieben einsetzen konnte. Dieses Durchschieben erfolgte häufig in Kombination mit einem Abkippen von Ullrich, der dadurch Knauff mitziehen sollte, um Raum in dessen Rücken zu öffnen – genau diesen Raum sollte dann Hack besetzen.
Grundsätzlich eine sehr gute Anlage, doch die Problematik lag einerseits darin, dass Knauff nur vorsichtig auf Ullrich hinausschob, wodurch der Raum in seinem Rücken nur schwer effektiv bespielt werden konnte. Zudem antizipierte Kristensen die Bewegungen von Hack gut, wodurch die Dynamik aus diesen Abläufen etwas verloren ging.
Auf der anderen Seite sah man zunehmend kleinräumige Bewegungen zwischen Scally und Ngoumou. Der Rechtsaußen agierte deutlich tiefer beim Ballspiel von Scally und konnte dadurch Abstand zu seinem direkten Gegenspieler – Nathaniel Brown – gewinnen, da dieser diese Wege nicht konsequent mitging. Dadurch konnte Ngoumou vermehrt 1v1-Duelle auf der rechten Seite suchen und vereinzelt für Gefahr sorgen.
Zu Ende der ersten Halbzeit wurde der strukturierte Ballbesitz auf Seiten der Borussia zunehmend seltener. Das lag vor allem daran, dass das Spiel „wilder“ wurde – mit vielen Umschaltszenen und einem höheren Ballbesitzanteil der Frankfurter. Dennoch gelang es Gladbach vereinzelt, den Ballfluss zu beruhigen und Muster zu entwickeln:
- Rotation zwischen Neuhaus und Weigl: Zunehmend agierte Neuhaus zwischen den Innenverteidigern, während Weigl als tiefer Sechser spielte. Dadurch hatte Gladbach mit Weigl einen Spieler, der unter direktem Gegendruck etwas besser anspielbar war und dadurch mehr Möglichkeiten hatte, den Ball ins Zentrum zu bringen. Ziel war es, das Pressing der Frankfurter enger zusammenzuziehen und gezielt zu bearbeiten.
- Ngoumou eingerückt: Durch sein Einrücken wollte er Scally mehr Raum in der Breite geben. Da Götzes Pressingweg auf den Außenverteidiger oft lang war, konnte Scally ihn teils überdribbeln. Das Freiziehen der Breite sollte seinen Dribblingweg noch vergrößern, doch Frankfurt übergab situativ gut innerhalb der Fünferkette. Ngoumou startete zudem immer wieder dynamisch in die Tiefe, doch oft wurde der richtige Moment für das Abspiel verpasst.
- Hack vertikal abkippend: Der Halbraumzehner ließ sich teils bis in den Sechserraum der Frankfurter neben Weigl fallen, um zusätzliche zentrale Bindung zu schaffen und dadurch mehr Raum für die Innenverteidiger im Andribbeln oder in der Breite zu öffnen. Das funktionierte vereinzelt gut, da Weigl und Hack die beiden Stürmer der Eintracht binden konnten, wodurch deren Pressingweg auf die Innenverteidiger verlängert wurde. Dieses Muster hätte Gladbach noch häufiger nutzen können.
- Stöger ballnäher: Auf der anderen Seite agierte Stöger zunehmend ballnäher, kippte mehrfach weit diagonal auf den Flügel zwischenlinienräumig ab, um Scally bzw. Ngoumou zu unterstützen. Die Fünferkette der Eintracht verfolgte diese Bewegungen nicht immer konsequent, wodurch Stöger vereinzelt Freiräume erhielt, in denen er seine Stärken im Dribbling- und Dynamikspiel ausspielen konnte. Das führte unter anderem zu Chancen wie seinem Fernschuss in der 40. Minute.
Leichte Probleme – aber doch überzeugend im Angriffspressing
Wie bereits oben beschrieben, musste die Elf von Seoane zunehmend gegen den Ball agieren. Im Angriffspressing formierte man sich dabei grundsätzlich in einem 4-2-4, mit Hack und Kleindienst als erste Pressinglinie. Kleindienst lief dabei klassischerweise immer wieder im Bogen an, wobei die Gäste gezielt darauf setzten, diesen Laufweg möglichst weitläufig zu gestalten. Entsprechend ließ man den Abstoß häufig über Theate auf Trapp laufen, wobei der Torspieler den Ball meist extrem lange am Fuß hielt.
Dieses Muster funktionierte mehrfach, da Kleindienst dadurch ins Anlaufen gezwungen wurde. Allerdings griffen zwei zentrale Pressingmechanismen nicht konsequent:
- Fehlende Ballorientierung bei Hack: Frankfurt konnte den Ball innerhalb der Torspielerlinie zirkulieren lassen, da Hack sich nicht aktiv auf Tuta beim Ballspiel von Trapp zubewegte, sondern eher passiv verharrte. Dadurch wäre sein Pressingweg bei einem Pass auf Tuta zu lang gewesen, um effektiven Druck auszuüben. Seoanes Plan schien zu sein, dass Kleindienst im Bogen durchpresst, doch dieser lange Pressingweg war für ein intensives Pressing nicht ideal.
- Weigl mit zu loser Markierung: Hack sollte den Deckungsschatten im Sechserraum halten, was er bei Theate tat, jedoch nicht bei Trapp. Dadurch blieb der Passweg in den Sechserraum offen. Weigl agierte zunächst eher tiefer und hielt nur eine lose Markierung auf Larsson. Als dieser jedoch beim Ballbesitz von Trapp aggressiv abkippte, hatte Weigl einen zu langen Pressingweg, sodass Larsson mehrfach angespielt und mit ausreichend Zeit aufdrehen konnte. Oft fehlten aber die Anschlussbewegungen, weil gerade in der Breite oft die Mannorientierungen schnell greiften – am besten war es, wenn Larsson direkt auf den initial – via Bogenlauf – isolierten Theate ablegte und dieser direkt antreibte.

Allgemein wirkte es aus der Sicht der Frankfurter so, als würde man Gladbach durch die extreme Breitenstaffelung der Flügelspieler und der Außenvertediiger auch die Gladbacher weitgehend in die Breite ziehen. Zudem zieht ein 2-4-Aufbau gewöhnlich auch den Zwischenlinienraum extrem groß zwischen Abwehr und Mittelfeld. Und diesen bespielte auch Franfurt immer wieder über lange Bälle auf Batshuayi, während Etikite direkt die Tiefe suchte, aber mehrmals verteidigte Itakura extrem gut heraus und hinderte die SGE am Tiefenspiel.
Besonders überzeugend war die Staffelung der Fohlenelf nach langen Bällen. Neuhaus und Weigl verschoben dabei sofort nach hinten in Richtung des eigenen Tores, wodurch man mehrfach die zweiten Bälle sichern und direkt in Umschaltsituationen übergehen konnte.
Frankfurt baute zwar mit einer relativ flachen Viererlinie auf, hatte jedoch Schwierigkeiten, über diese Struktur flach in die Breite zu gelangen. Dies lag vor allem an der raumgreifenden Pressinganlage von BMG, in der insbesondere Ngoumou und Stöger konsequent die extrem breiten Außenverteidiger der Eintracht verfolgten.
Dadurch ergab sich ein sehr vertikaler Pressingwinkel, der dazu führte, dass der Passweg auf die ohnehin breit positionierten Flügelspieler meist isoliert war – sodass Frankfurt häufig gezwungen war, den langen Ball zu spielen. Auch weil durch die tiefe Doppelsechs oft horizontaler Support fehlte und Neuhaus/Weigl beim Ball in der Breite ihre Orientierungen besonders eng fassten.
4-2-4/4-4-2-Mittelfeldpressing
Frankfurt hatte in höheren Zonen etwas längere Ballbesitzphasen als im tiefen Aufbau. Dabei formierte sich die Mannschaft von Toppmöller in einem 3-2-3-2, das in seinen Prinzipien dem tiefen Aufbauspiel ähnelte.
Gladbach reagierte im sehr auf Passoptionen orientierten Mittelfeldpressing mit einem 4-2-4, das sich vor allem durch hoch positionierte Flügelspieler auszeichnete – die aber im tieferen Mittelfeldpressing auch etwas tiefer agierten, dann ähnelte es eher einem 4-4-2. Besonders auffällig war die kompakte Breitenstaffelung, mit der man durch enge Mannorientierungen im Zentrum die Anspieloptionen dort weitgehend isolieren wollte.
Interessant war dabei, dass Gladbach die Mannorientierungen zwar grundsätzlich eng hielt, jedoch die typischen Abkipp-Wege von (im höheren Aufbau) Sechser Kristensen nicht konsequent verfolgte. Stattdessen fokussierte man sich darauf, mit den zentralen Mittelfeldspielern die Raumkontrolle zu wahren und Kristensen situativ an die erste Pressinglinie zu übergeben. Diese Übergaben waren jedoch nicht immer sauber, sodass Kristensen zwischen den Linien anspielbar war und sich aufdrehen konnte. Kristensen ist jedoch nicht der Spielertypus, der in diesen Aufdrehszenen einen Tempovorteil erbringt, wodurch die Eintracht meist keinen positiven Effekt gewinnen konnte. In diesen Situationen reagierte Gladbach jedoch gut, indem die Raum-Fokussierung der Zentrumsspieler temporär aufgelöst und aggressiv herausverteidigt wurde.

Der größte Stabilitätsfaktor für Eintracht Frankfurt lag in den Flügelmustern, da der Deckungsschatten der gegnerischen Flügelspieler den Halbraum oft verschloss und die Schienenspieler als primäre Anspielstationen übrig blieben. Diese hatten scheinbar viel Freiraum, doch Gladbachs Außenverteidiger – Ullrich und Scally – schoben bei gegnerischem Ballbesitz extrem aggressiv und direkt in die Breite heraus. Dies entsprach dem grundsätzlichen Prinzip des Mittelfeldpressings, wonach Außenverteidiger für das Verteidigen in die Breite zuständig sind.
Der diagonale Pressingwinkel dieser herausrückenden Außenverteidiger ließ situativ zwar Tiefenpässe in den Halbraum auf durchschiebende Halbraumspieler zu, doch die Intensität des Herausrückens sowie die Übernahmen von Weigl und Neuhaus auf diese nachstoßenden Spieler funktionierten sehr gut. Dadurch wurde ein geordnetes Spiel in die Tiefe weitgehend verhindert. Zudem antizipierten die Innenverteidiger diese Tiefenläufe frühzeitig und konnten sie entsprechend aufnehmen.
Fazit
In den zweiten 45 Minuten änderten sich die Kräfteverhältnisse im Borussia Park nur bedingt, allerdings wurde das Spiel zunehmend unspektakulärer und stärker von Stückwerk geprägt.
Gladbachs zentrale Probleme im tiefen Aufbau blieben auch weiterhin bestehen: Der Spielaufbau verlief größtenteils über lange Bälle in Pärchenbildungen, die Frankfurt meist gut wegverteidigte. Zwar kam es gegen Ende des Spiels, als Frankfurt zunehmend an Intensität verlor, vereinzelt zu Szenen, in denen über die flacheren Außenverteidiger eröffnet werden konnte, jedoch fehlte es in diesen Momenten oft an der nötigen Tiefe.
Im höheren Aufbauspiel blieb das strukturelle Defizit ebenfalls bestehen: Der Ball zirkulierte größtenteils um den gegnerischen Block, ohne einen echten Zugang in die Tiefe zu schaffen. Diese Problematik zog sich durch die gesamte zweite Hälfte und deutet darauf hin, dass hier noch durchaus Arbeit erforderlich ist. Besonders bedauerlich ist dies, da mit Stöger ein Spieler im Kader steht, der durch seine Ruhe im Druckspiel und seine Fähigkeit, kleinräumige Lösungen zu finden, durchaus für mehr Durchschlagskraft sorgen könnte.
Im zweiten Durchgang verlagerte sich das Ballbesitzverhältnis etwas stärker zugunsten der Gäste. Insbesondere aus dem Mittelfeldpressing heraus blieb das zentrale Problem bestehen: Die erste Pressinglinie entwickelte durch ihre passoptionenorientierte Ausrichtung kaum Zugriff und Intensität, sodass Gladbach eher passiv wirkte und die entscheidenden Zugriffsmomente oft erst spät generiert wurden. Mit laufender Spielzeit sah man auch das Problem bei den Fohlen, dass das Herausverteidigen aus der Verteidigungslinie nicht mehr ganz so aggressiv erfolgte und es daher auch weniger effektiv wurde.
Positiv hervorzuheben waren hingegen die Gegenpressing-Momente, die zu einem gewissen Grad mann- und zugriffsorientiert gestaltet wurden und bei Rückpässen der Frankfurter ins systematische Pressing übergingen. Weniger überzeugend war dagegen das eigene Umschaltspiel. Besonders auffällig: In Kontersituationen fehlte es an Dynamik, da Gladbachs Ballgewinne meist durch lange Befreiungsschläge auf Kleindienst erfolgten. Der Stürmer hatte jedoch Schwierigkeiten mit Tiefenläufen gegen die schnellen Frankfurter Innenverteidiger und offenbarte zudem Schwächen in der Ballverarbeitung.
Maximilian Aichinger ist 17 Jahre alt und ein Freund des Hauses . Er schreibt regelmäßig unter dem Kürzel „MX“ für spielverlagerung.de und ist zudem als Analyst in einem NLZ in Bayern tätig.


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